Die Häuser Altkötztings 

 Liste erstellt vom Arbeitskreis Heimatforschung in Kötzting

 
 

PLNR  98

                              Dezember 1999

                                         Gasthof zur Post (Herrenstraße 10)

Neben den 48 brauberechtigten Bürgern, den Marktlehnern und Marktsöldnern, gab es bis ins 19. Jahrhundert herauf nur eine einzige Privatbrauerei in Kötzting. Sie gehörte zum heutigen „Gasthof zur Post“ und ist schon 1639 nachweisbar.
1706 heiratete die einzige Tochter des Gastgebers und Brauereibesitzers, Maria Franziska Billig, erst 16 Jahre alt, den angesehenen Samuel Luckner in Cham. Als der mit 47 Jahren verstarb, kehr-te Maria Franziska mit ihren acht Kindern nach Kötzting zurück und übernahm den elterlichen Besitz. Einer ihrer Söhne wurde Benediktiner und Prior in Niederaltaich, eine Tochter brachte es zur Äbtis-sin in Regensburg-St. Klara, eine weitere Tochter heiratete einen bayerischen General. Aus dem zweitjüngsten Sohn, Nikolaus, wurde der berühmte Graf von Luckner, Marschall von Frankreich.
Der Älteste, Wolfgang Samuel, übernahm 1736 nach dem Tod der Mutter (sie starb mit 46 Jah-ren) den Gasthof mit Bräuhaus und Landwirtschaft, den Gschwandthof (TCM-Klinik), einen Hof in Feßmannsdorf und ein Wirtshaus in Chamerau. Samuel Luckner ließ zwischen 1753 und 56 die rui-nösen Gebäude an der Herrenstraße niederreißen und in Stein neu aufbauen. Als langjähriger Kam-merer (Bürgermeister) verbesserte er die Wasserversorgung, ließ er im Rathaus Schreibstuben und ein Archiv einrichten und den Turm mit der Uhr bauen und er bestellte beim Glockengießer in Stadtamhof zwei Feuerspritzen – eine Neuerung für Kötzting. Zum Kirchenbauverwalter bestellt, war er für den Neubau des Presbyteriums und des Turms verantwortlich. Als streitbarer Charakter focht er mit dem Priorat auf der gegenüberliegenden Straßenseite heftige Kämpfe aus. Streitpunkte waren die Platzfrage für den Kirchturm, die Gestaltung der Seitenaltäre, wie auch Wasserleitung, Abwasserkanal und sogar das Wappen am Klostereingang. Eine Grabtafel in der St. Anna Kapelle erinnert an den „Guttäter und Liebling seiner Mutterkirchen“.
 
 
 
 
 
 

Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
  vor 1457 Robel Jakob
  30. 3. 1457 Puchselkramer Ulrich
 um 1610 Billich Sebastian, Gastgeber, Innerer Rat
 um 1639 Billich Ander, Gastgeber, Brauereibesitzer, Kammerer
 um 1683 Billich Hans, Gastgeber, Bierbräuer (20. 10. 1687 2. Ehe mit Mauerer Maria Agnes, Cham)
 10. 11. 1693 Krieger Johannes aus Haid/Konzell, Gastgeber, Bierbräu, Kammerer, Hopfenhändler (Heirat: Billig Maria Agnes, Witwe)
 7. 6. 1728 Krieger Maria Agnes, Witwe
 1730 Luckner Maria Franziska, am 13. 3. 1690 geborene Tochter des Billich Hans (sie hatte mit 16 Jahren am 17. 8. 1706 nach Cham geheiratet)
 12. 11. 1732 Wismann Franz Alexander, Förster von Forstmühl (Heirat: Luckner Maria Franziska)
 19. 5. 1736 Luckner Wolfgang Samuel, Gastgeber, Bräu, Hopfenhändler, Kamme-rer, Kirchenbauverwalter
 13. 4. 1774 Poschinger Johann Michael, Glashütteninhaberssohn von Frauenau (Heirat: Luckner Franziska Anna)
 13. 10. 1791 Schrank Georg, Bräumeister zu Drachselsried, Vicekammerer (Heirat: Poschinger Theresia)
 4. 3. 1828 Schrank Ignaz, Gutsbesitzer (Übernahme um 52.158 Gulden)
                                                                                                  Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
 
 

PLNR  99


 

                                                                  Mai 1999
Kötztinger Häusergeschichte
Metzgerei Schoierer (Herrenstraße 3)

Der erste uns bekannte Besitzer des kleinen Anwesens „negst am Pfarrhofsgarten“ (Priorat) war der Hofmarksherr von Haus, Johann Adam Katzenberger. Dort war früher eine Schmiede eingerichtet. Jedenfalls ist in der Übergabeurkunde von 1673 die Rede von einer „berechtigten Schmiedstatt“ und von Spuren einer Esse. Aber schon 1695 zog ein Riemer im Hause ein. Dieses Handwerk übten dann alle Hausbesitzer bis 1836 aus. Die Riemer fertigten aus Leder Gürtel und Gurten, Wassereimer zur Brandbekämfung, Geschirre für die Zugtiere und, wie der Name sagt, Riemen jedweder Art, für Schuhe etwa, Trommeln und Dreschflegel. Es gab nur einen Riemer im Markt und dazu den ver-wandten Sattler – auch davon nur einen.
Der letzte Riemermeister in der Herrenstraße war Karl Reinhold. Er war es auch, der die seit Jahrhunderten herkömmliche und fest gefügte Ordnung des Kötztinger Kommunbräuwesens auf-weichte und umkrempelte – gegen den erbitterten Widerstand der Bürgerschaft. Er begann damit, daß er im Jahre 1808 ein Marktlehen und damit das Braurecht von einem anderen Haus auf das seine herüberkaufte. Dagegen protestierten 38 „bräuende Bürger“. Ihr Argument: Die mit den Kötztinger Marktlehen verbundene Bräugerechtigkeit ist ein Realrecht. Es gilt nur für das Anwesen, auf dem es seit der Gründung des Marktes haftet. Es kann nur mit dem Haus durch Erbschaft, Einheirat oder Kauf erworben werden. Da Reinhold den Landrichter auf seiner Seite hatte, genehmigte die Landes-direktion in München als oberste Instanz den Handel. Mit diesem Sieg gab sich Reinhold nicht zu-frieden. 1819 erkämpfte er sich auch noch die Bewilligung, aus der Kommunbräugesellschaft aus-treten und auf seinem Anwesen in der Herrenstraße ein eigenes Brauhaus errichten zu dürfen.
 

Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
 

 vor 1673     Katzenberger Johann Adam, Hofmarksherr zum Haus
 8. 3. 1673   Raidt Johann, kurfürstl. Bräugegenschreiber und Marktschreiber, Barbara       geb. Katzenberger
 1695         Prunner Martin, Riemer
 1707         Prunner Adam, Riemer, und Anna Margareta geb. Schwelmer
 21. 6. 1743  Reinhold Carl Sigmund, Riemer, aus Graz/Steiermark (17. .6. 1743   1. Heirat: Prunner Maria Susanna; 12. 12. 1749 2. Heirat: Thumb An-  na Maria, Schwarzfärberstochter aus Neukirchen b. Hl. Blut)
 14. 1. 1786  Reinhold Karl Sigmund (Sohn), Riemermeister, und Ursula, Hebam-  me
 3. 5. 1802   Reinhold Karl (Sohn), Riemermeister
 3. 2. 1808   Kauf des Marktlehenrechts von Hartl Wolfgang, Einrichtung einer   Gaststätte
 21. 4. 1818  Errichtung einer Privatbrauerei
 9. 2. 1836   Verkauf der Riemergerechtigkeit
                                                                                          Ludwig Baumann, Clemens Pongratz