Die Häuser AltkötztingsListe erstellt vom Arbeitskreis Heimatforschung in Kötzting |
PLNR 129 |
Wie nur bei wenigen Bürgerhäusern blieb auf dem Dreger-Haus
die Gastwirts-Tradition seit der Gründung des Marktes bis heute erhalten.
Mit Marktlehner, Bierbrauer, Tafernwirt, Gastge-ber werden die Hausväter
in den Archivalien betitelt. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts betrieben
sie zudem den Hopfenhandel. Und – angesehen waren sie. Sie saßen
im Rat und amteten als Cammerer (Bürgermeister). Adam Riederer ritt
1681 für die Bürgerschaft in einer schwierigen Mission nach München
und verhandelte „allerseits an gehörigen Orten“ (es ging um Steuerbefrei-ung).
Er war in der Landeshauptstadt kein Neuling. Als dort 1669 die Ständevertretungen
zum letzten bayerischen Landtag versammelt waren, hatte Riederer als Deputierter
des Marktes Kötz-ting teilgenommen.
Aber auch vom Unglück blieb das Haus nicht verschont. Am
Abend des 25. September 1717 brach im rückwärtigen Stadel ein
Feuer aus, das sich innerhalb einer halben Stunde auf das linke Viertel
von der unteren Marktstraße bis hinauf zum Veitsplatz ausdehnte.
„Ein so entsetzliches Feuer ist der ganze Tractus gewesen, daß es
einer Hölle gleich gesehen“, schrieb der Prior an den Rotter Abt.
Er stellte sich „mit dem Hochwürdigen Gut dem entsetzlichen Feuer
entgegen. Da hat sich dann der Wind gewendet und den herunteren Teil gegen
uns (Herrenstraße) nit angegriffen“. Danach ließ er mit den
Pferden des Priorats die ganze Nacht hindurch und am nächsten Tag
Was-ser anfahren. Drei Tage wütete der Feuersturm, 21 Marktlehen („und
zwar die besten“) brannten nieder. „Das Elend ist unter den armen Leuten
dermaßen groß, daß solches nit kann entworfen werden.“
150 Jahre später brach an der gleichen Stelle erneut ein Brand aus.
Er ist als der große Marktbrand von 1867 bis heute in schrecklicher
Erinnerung.
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer
ermitteln:
1666 Riederer Adam, Amts-Cammerer, Abgeordneter beim Landtag
1669
12. 2. 1691 Billich Martin, Müllerssohn (Heirat: Riederer
Rosina, Witwe)
20. 6. 1701 Walther Franz, Cammerer (Blaibach, Heirat:
6. 10. 1701 Riederer Susanna)
25. 9. 1717 Marktbrand
1733 Walther Maria Magdalena, Witwe,
29. 12. 1741 Pöck Hans Georg, Hopfenhändler (Heirat:
Walther Maria Magda- lena, Witwe)
20. 12. 1746 Präntl Georg Christoph, Mitterschreiber
beim Pfleggericht, Gastge- ber, Hopfenhändler, Äußerer
Rat (Cham, Heirat: Pöck Anna Maria)
20. 6. 1781 Amberger Joseph, Bauerssohn aus Offersdorf,
brauender Bürger
31. 3. 1820 Amberger Wolfgang
1867 Amberger Joseph
Marktbrand
1908 Dreger Georg
Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
Ein Gasthof mit Tradition.
Braurecht und Tafernwirtsgerechtigkeit des Dreger-Hauses sind
so alt wie der Markt
(Bestätigung der Markt– und Bürgerrechte im Jahre 1344).
PLNR 128 |
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer
ermitteln:
1673 Knaupp Peter, Kufner
14. 1. 1707 Knaupp Johann, Schneider
1717 Haus abgebrannt
30. 4. 1737 Räbel Jakob, Metzger
30. 1. 1741 Billich Ander
16. 5. 1748 Altmann Franz Josef (Furth, Heirat: Billich
Anna Maria)
15. 2. 1754 Dirnberger Johannes, Kufner
8. 6. 1765 Pecher Franz, Kufner (Neukirchen b. Hl. Blut,
Heirat: Margaretha
Dirnberger, Witwe)
24. 9. 1781 Geiger Josef, Wirt (Gaberlsäge, Heirat:
Dirnberger Maria Anna)
28. 4. 1796 Lippert Franz, (Heirat: Geiger Maria Anna,
Witwe)
4. 7. 1825 Lippert Georg
22. 7. 1840 Stöberl Josef (Lam)
1867 Haus abgebrannt
Fest Katharina
23. 3. 1905 Graßl Franz
Schiedermeier Karl und Anna
Schrödel Anna
Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
PLNR 127 |
Seifensieder
Das frühere Seifensiederhaus gehört zu den 36 Anwesen,
die jahrhundertelang eine bevorzugte Stellung im Markt einnahmen.
Es waren die Marktlehen. Und die Besitzer dieser Häuser, die Marktlehner,
hatten das uneingeschränkte Braurecht im Kommunbräuhaus, dazu
das Schankrecht, und aus ihren Reihen wählte man die Räte und
Cammerer (Bürgermeister). Schon im Markt-rechts--brief von 1344 sind
diese „Freiheiten“ verankert.
Seit den 1770er Jahren bis weit ins 19. Jahrhundert herauf lag
auf dem heutigen Traurig-Haus zudem die „reale Seifensiedergerechtigkeit“.
Die Hausbesitzer betrieben neben dem Bierausschank und einer Branntweinbrennerei
auch die Produktion von Seifen und Stearinkerzen. Seifen wurden aus Rinder-,
Schweine- und Schaffett hergestellt und aus einer Lauge, die der Seifensieder
mittels Hartholzasche gewann.
In den 1830er Jahren hatte Josef Pfeffer, ein Schneiderssohn
aus dem Haus der heutigen Metz-gerei Graf, beim Kötztinger Seifensieder
Wolfgang Mang gelernt. Anschließend ging er auf die Wanderschaft.
Nachdem er 1845 in Regensburg die Meisterprüfung abgelegt hatte, wollte
er sich im Kötztinger Vaterhaus selbständig machen. Doch der
Marktrat versagte ihm die „personale Seifensieder-Konzession“. Ein Seifensieder
sei genug. Auch ein zweiter Anlauf zwei Jahre später schlug fehl,
obwohl Pfeffer bei der Regierung von Niederbayern Berufung einlegte. Schließlich
erreichte er doch noch sein Ziel – 1849 konnte er das Mang’sche Anwesen
mit allen darauf ru-henden Rechten käuflich erwerben.
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer
ermitteln:
1686 Dengscherz Mathias, Bäcker
19. 9. 1700 Dengscherz Hans, Maurermeister, Rat, Cammerer
3. 8. 1735 Obermayr Andreas (Neukirchen b. Hl. Blut, Heirat:
Maria Magda- lena Dengscherz)
1745 Dreger Barbara
25. 6. 1746 Mayr Johannes (Kolmberg, Heirat: 11. 7. 1746
Anna Barbara Dre- ger)
3. 1. 1772 Mayr Ignaz, Seifensieder (Übernahme)
12. 8. 1802 Mayr Ignaz, Seifensieder (Übernahme)
um 1810 Dachs Theres
17. 1. 1816 Mang Wolfgang, Seifensieder
29. 9. 1832 Mang Wolfgang, Seifensieder (Übernahme)
9. 11. 1849 Pfeffer Josef, Seifensieder (Kauf)
Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
PLNR 126 |
Küfer, Binder, Schäffler
Es war die Handwerkerzeile im alten Kötzting, die linke
Seite der unteren Marktstraße (Rich-tung Altes Rathaus): die Naglschmiede
in der Nachbarschaft des Spitals, dann die Drunkenbolz-schmiede, anschließend
eine Schusterei (heute Sonnenapotheke) und dicht darangebaut die Binde-rei,
die ein gutes Jahrhundert lang im Besitz der Dirnberger war. Für Schaffe,
Fässer und ähnliche Gebinde aus Holz bestand früher eine
lebhafte Nachfrage. Besonders die ca. 50 Brauberechtigten im Markt hatten
einen großen Bedarf an Bierfässern.
Als erster Binder im Haus an der unteren Marktstraße läßt
sich Andreas Wanninger nachwei-sen. Er war kaum ein Jahr verehelicht, als
er im Mai 1720 starb. Schon zwei Monate später hei-ratete die Witwe
Maria mit ausdrücklicher Billigung der Verwandtschaft ihres verstorbenen
Man-nes den Kötztinger Kufnerssohn Josef Dirnberger. Gründe für
die überstürzte Heirat waren offen-sichtlich die Schwangerschaft
der jungen Witwe und wirtschaftliche Schwierigkeiten. Auf dem Haus, das
nach dem großen Marktbrand von 1717 gerade aufgebaut war, lasteten
Schulden.
Von da an war der Name Dirnberger fest mit dem Haus verbunden,
bis ein Nachfahre gleichen Namens im 19. Jahrhundert den Hausnamen in die
Rathausgasse mitnahm und auf das Anwesen übertrug, das wir als Dirnberger-Haus
kennen und das im letzten Jahr einem Neubau weichen mußte. Der Hergang
stellt sich so dar: 1840 starb Josef Dirnberger mit 39 Jahren. Sein Sohn,
ebenfalls ein Josef, war 9 Jahre alt, als er einen Stiefvater, Wolfgang
Kuchel, bekam. Der nahm Josef nach seiner Schulzeit in die Lehre, übergab
ihm aber die Werkstatt nicht. Nach Wander-schaft und Meisterprüfung
kaufte Josef Dirnberger 1862 das Anwesen in der Rathausgasse und die Binderkonzession
der Witwe Anna Schaffner und eröffnete eine eigene Kufnerwerkstatt.
Folgende Hausbesitzer und Daten kann der Arbeitskreis Heimatforschung
archivalisch nach-weisen:
25. 10. 1683 Wanninger Thoma (Heirat: Barbara Widtmannin)
um 1694 Wanninger Thoma, Scharwerker, Melber
1717 Haus abgebrannt
31. 7. 1719 Wanninger Andreas, Kufner (Heirat: Maria Sazenhofer,
Linden)
6. 7. 1720 Dirnberger Josef, Kufner (Heirat: Witwe Maria
Wanninger)
12. 10. 1746 2. Ehe mit Christina Hofweber, Wallersbach
26. 1. 1764 Dirnberger Josef, Kufner, Übernahme (Heirat
20. 2. 1764: Anna Maria Gulder)
25. 5. 1776 Kagermeier Mathias, Kufner, Übernahme
(Heirat 11. 6. 1776: Witwe Anna Maria Dirnberger)
23. 11. 1791 Dirnberger Josef, Kufner, Übernahme (+
8. 3. 1821, 55 Jahre)
8. 3. 1821 Dirnberger Katharina (+ 29. 10. 1822, 51 Jahre)
16. 5. 1823 Dirnberger Josef, Kufner, Übernahme (+
19. 10. 1839, 39 Jahre)
19. 10. 1839 Anna Maria Dirnberger, geb. Dimpfl
17. 7. 1841 Kuchel Wolfgang, Kufner, Übernahme (Heirat
27. 6. 1841: Witwe Anna Maria Dirnberger)
26. 6. 1866 Kuchler Johann, Kufner, Übernahme (Heirat
19. 11. 1866: Anna Maria Müller, Thallersdorf)
1867 Haus abgebrannt
Ludwig Baumann , Clemens Pongratz
PLNR 125 |
Das Haus mit der Giebelseite zur Marktstraße steht seit
Jahrhunderten eher im Schatten der großen Bürgerhäuser.
Die Grundfläche reicht kaum über die Bebauung hinaus. Die alte
Klassifi-zierung wertete es als ein „Leerhaus“ – ohne landwirtschaftlichen
Grundbesitz. Es lag kein Brau-recht auf dem Anwesen wie auf den Marktlehen
und Sölden, und die Hausväter spielten in der bürgerlichen
Selbstverwaltung eine untergeordnete Rolle. Die Geschäftslage aber
war gut. Und schon zu der Zeit, in die die schriftlichen Quellen zurückreichen,
bis weit herauf ins 19. Jahrhun-dert übten Schuhmacher da ihr Handwerk
aus. Das Haus war mit der „realen Schustergerechtig-keit“ ausgestattet.
Der Arbeitskreis Heimatforschung kann z. Zt. folgende Hausbesitzer
nachweisen:
um 1660 Rab Wolf, Schuhmacher
1673 Rab Jakob, Schuhmacher
1706 Rab Johann, Schuhmacher
1759 Löcker Georg,
Schuhmacher
um 1790 Löcker Georg, Schuhmacher
1809 Löcker Georg,
Schuhmacher
1853 Lecker Johann, Schuhmacher
um 1870 Lecker Georg, Schuhmacher
um 1880 Sperl Johann, Schneidermeister
um 1908 Sperl Georg, Schneidermeister
Unser Stadtarchiv verwahrt eine wertvolle Pergamenturkunde von
1652, mit der die Kurfürstin Maria Anna der Schuhmacherzunft ihre
Handwerksordnung neu bestätigte. Nach den umständli-chen Vorschriften
für Jahrtag und Beerdigung werden die eigentlichen Zunftregeln aufgelistet.
Wollte einer Meister werden, mußte er an einem verschlossenen Ort
das Meisterstück (Reitstiefel mit Absatz, Bauernstiefel, „abgesetzte
Schuhe mit krummer Naht“, Mannsschuhe, Pantoffel) fer-tigen und eine Gebühr
entrichten. Dem Sohn eines Meisters wurde das Meisterstück erlassen,
nicht aber die Gebühr. Dasselbe galt für einen Gesellen, der
drei Jahre bei einem Meister gearbei-tet hatte und seine Tochter oder Witwe
heiratete. Der Wochenlohn für einen Schuhknecht (Ge-sellen) betrug
15 Kreuzer. Dafür mußte er aber am Tag fünf Paar Schuhe
fertigen. Als Lehrlinge durften nur ehelich Geborene aufgenommen werden.
Der Meister hatte die Lehrlinge in Zucht zu halten, zu guten Sitten zu
erziehen, an den Feiertagen zum Gottesdienstbesuch anzuhalten und zur Kinderlehr
(Religionsunterricht) zu schicken. Zur Weiterbildung waren nach der Lehrzeit
drei Jahre Wanderschaft vorgeschrieben.
Nach Einführung der Gewerbefreiheit übten im Haus die
aus Lam zugezogenen Sperl das Schneiderhandwerk aus. Am 1. Januar 1952
wurde die Sonnenapotheke eröffnet.
Ludwig Baumann , Clemens Pongratz
In diesem Haus wurde schon vor über 100 Jahren gegen die
Krank-heit gekämpft. Damals bedienten sich „Heilkundige“ noch aber-gläubischer
Zaubermittel. Im Besitz der Schneiderfamilie Sperl war 1887 dieses Heftchen
mit „Besegnungsformeln“, ein Beispiel:
Das Mittel die Gwächs (zu) vertreiben
Ich beschwöre dich du wildes
Fleisch oder wildes Bein im
Namen der Heiligen Drei-
faltigkeit und ich vertreibe
dich in aller höchster Namen
Jesus.
PLNR 124 |
Folgende Besitzerliste und Daten zur Hausgeschichte kann der Arbeitskreis
Heimatforschung archivalisch nachweisen:
um 1445 Smyd Jorg
um 1462 Gilg
um 1628 Eisenreich Michael, Hufschmied
um 1637 Billich Hans
5. 9. 1643 Thaller Balthasar, Hufschmied (Heirat: Klugin
Magdalena)
um 1660 Taller Magdalena, Witwe
26. 11. 1673 Thaller Hans, Hufschmied (Heirat: Zollnerin
Magdalena, Viechtach)
2. Ehe mit Schwarzin Maria (13. 6. 1704)
3. Ehe mit Glasnerin Susanne (8. 7. 1710)
um 1707 Schamberger Lorenz, Hufschmied hat die Schmiedstatt
in Pacht
1717 Haus abgebrannt
Dez. 1718 Daller Caspar, Huf- und Waffenschmied (Übernahme)
25. 6. 1744 Drunckhenbolz Franz, Huf- und Waffenschmied,
Viechtach
(Heirat: Taller Anna Maria)
1762 Haus abgebrannt
6. 10. 1768 Trunkenpolz Johannes Michael, Hufschmied (Übergabe)
19. 7. 1790 Trunkenpolz Johann, Hufschmied (Übergabe)
7. 2. 1825 Trunkenbolz Michael, Hufschmied (Heirat: Dimpfl
Katharina)
1828 Haus mit Riegelwänden aufgestockt
16. 1. 1866 Trunkenpolz Michael, Hufschmied (Heirat: Stoiber
Maria)
2. Ehe mit Haimerl Anna, Grafenwiesen (7. 1. 1867)
1867 Haus abgebrannt
Ludwig Baumann , Clemens Pongratz