Die Häuser Altkötztings 

 Liste erstellt vom Arbeitskreis Heimatforschung in Kötzting

PLNR 129

                                       Juni 1998

                                        Kötztinger Häusergeschichte

                                            Dreger (Marktstraße 19)

 

 
 
 

Wie nur bei wenigen Bürgerhäusern blieb auf dem Dreger-Haus die Gastwirts-Tradition seit der Gründung des Marktes bis heute erhalten. Mit Marktlehner, Bierbrauer, Tafernwirt, Gastge-ber werden die Hausväter in den Archivalien betitelt. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts betrieben sie zudem den Hopfenhandel. Und – angesehen waren sie. Sie saßen im Rat und amteten als Cammerer (Bürgermeister). Adam Riederer ritt 1681 für die Bürgerschaft in einer schwierigen Mission nach München und verhandelte „allerseits an gehörigen Orten“ (es ging um Steuerbefrei-ung). Er war in der Landeshauptstadt kein Neuling. Als dort 1669 die Ständevertretungen zum letzten bayerischen Landtag versammelt waren, hatte Riederer als Deputierter des Marktes Kötz-ting teilgenommen.
Aber auch vom Unglück blieb das Haus nicht verschont. Am Abend des 25. September 1717 brach im rückwärtigen Stadel ein Feuer aus, das sich innerhalb einer halben Stunde auf das linke Viertel von der unteren Marktstraße bis hinauf zum Veitsplatz ausdehnte. „Ein so entsetzliches Feuer ist der ganze Tractus gewesen, daß es einer Hölle gleich gesehen“, schrieb der Prior an den Rotter Abt. Er stellte sich „mit dem Hochwürdigen Gut dem entsetzlichen Feuer entgegen. Da hat sich dann der Wind gewendet und den herunteren Teil gegen uns (Herrenstraße) nit angegriffen“. Danach ließ er mit den Pferden des Priorats die ganze Nacht hindurch und am nächsten Tag Was-ser anfahren. Drei Tage wütete der Feuersturm, 21 Marktlehen („und zwar die besten“) brannten nieder. „Das Elend ist unter den armen Leuten dermaßen groß, daß solches nit kann entworfen werden.“ 150 Jahre später brach an der gleichen Stelle erneut ein Brand aus. Er ist als der große Marktbrand von 1867 bis heute in schrecklicher Erinnerung.
 
 

Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
 1666 Riederer Adam, Amts-Cammerer, Abgeordneter beim Landtag 1669
 12. 2. 1691 Billich Martin, Müllerssohn (Heirat: Riederer Rosina, Witwe)
 20. 6. 1701 Walther Franz, Cammerer (Blaibach, Heirat: 6. 10. 1701 Riederer    Susanna)
 25. 9. 1717 Marktbrand
 1733 Walther Maria Magdalena, Witwe,
 29. 12. 1741 Pöck Hans Georg, Hopfenhändler (Heirat: Walther Maria Magda-   lena, Witwe)
 20. 12. 1746 Präntl Georg Christoph, Mitterschreiber beim Pfleggericht, Gastge-  ber, Hopfenhändler, Äußerer Rat (Cham, Heirat: Pöck Anna Maria)
 20. 6. 1781 Amberger Joseph, Bauerssohn aus Offersdorf, brauender Bürger
 31. 3. 1820 Amberger Wolfgang
 1867 Amberger Joseph
  Marktbrand
 1908 Dreger Georg

                                                                                    Ludwig Baumann, Clemens Pongratz

Ein Gasthof mit Tradition.
Braurecht und Tafernwirtsgerechtigkeit des Dreger-Hauses sind so alt wie der Markt
(Bestätigung der Markt– und Bürgerrechte im Jahre 1344).
 
 
 


 

PLNR 128

                                         Mai 1998

                                        Kötztinger Häusergeschichte

                                            Schrödel (Marktstraße 17)

Nach den uns bislang zur Verfügung stehenden schriftlichen Quellen wurde in der Marktstraße 17 schon früh das Binderhandwerk ausgeübt, im 17. Jahrhundert, dann wieder in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts. Dazwischen und danach erwarben sich die Besitzer dieses Hauses ihren Lebensunterhalt als Schneider, Metzger, Wirte und mit einer kleinen Landwirtschaft. Das Bier brauten sie kostengünstig und in reichlicher Menge im Kommunbräuhaus. Als Marktlehner hatten sie „von unvordenklichen Zeiten her“ das Recht dazu.
Als sich die Kötztinger 1774 aus dem Vermächtnis des Reitensteiner Freiherrn von Göring und 1803 aus der ehemaligen Rotter Prioratsökonomie Feld- und Wiesgründe zukaufen konnten, ver-legte mancher Bürger den Schwerpunkt auf den Landbau. Anders als heute war die Landwirt-schaft im 19. Jahrhundert ein lohnendes Geschäft.
Da auch der Besitzer des heutigen Schrödel–Hauses, Josef Stöberl, reichlich Grundstücke da-zugekauft hatte, reichte der Raum in seinem Hinterhof-Stadel nicht mehr aus. Die 1856 geplante Vergrößerung in die Weite und Höhe wurde ihm wegen der zusätzlichen Brandgefahr nicht ge-nehmigt. Aber nach einigem Hin– und Her erlaubte ihm der Magistrat den Bau einer Scheune an der Wettzeller Straße. Dort standen schon zwei. Auf alten Ansichtskarten mit Blick vom Lud-wigsberg stehen sie auffällig im Bildvordergrund. In dieser Weise entstand im 19. Jahrhundert die für Kötzting typische Stadellandschaft rund um den Markt.
 

Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
 1673 Knaupp Peter, Kufner
 14. 1. 1707 Knaupp Johann, Schneider
 1717 Haus abgebrannt
 30. 4. 1737 Räbel Jakob, Metzger
 30. 1. 1741 Billich Ander
 16. 5. 1748 Altmann Franz Josef (Furth, Heirat: Billich Anna Maria)
 15. 2. 1754 Dirnberger Johannes, Kufner
 8. 6. 1765 Pecher Franz, Kufner (Neukirchen b. Hl. Blut, Heirat: Margaretha
  Dirnberger, Witwe)
 24. 9. 1781 Geiger Josef, Wirt (Gaberlsäge, Heirat: Dirnberger Maria Anna)
 28. 4. 1796 Lippert Franz, (Heirat: Geiger Maria Anna, Witwe)
 4. 7. 1825 Lippert Georg
 22. 7. 1840 Stöberl Josef (Lam)
 1867 Haus abgebrannt
  Fest Katharina
 23. 3. 1905 Graßl Franz
  Schiedermeier Karl und Anna
  Schrödel Anna
                                                                                        Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
 
 
 
 
 
 
 


 
 

PLNR 127

                                            April

                                    Kötztinger Häusergeschichte

                                        Traurig (Marktstraße 15)

 

 
 
 

Seifensieder
Das frühere Seifensiederhaus gehört zu den 36 Anwesen, die jahrhundertelang eine bevorzugte Stellung  im Markt einnahmen. Es waren die Marktlehen. Und die Besitzer dieser Häuser, die Marktlehner, hatten das uneingeschränkte Braurecht im Kommunbräuhaus, dazu das Schankrecht, und aus ihren Reihen wählte man die Räte und Cammerer (Bürgermeister). Schon im Markt-rechts--brief von 1344 sind diese „Freiheiten“ verankert.
Seit den 1770er Jahren bis weit ins 19. Jahrhundert herauf lag auf dem heutigen Traurig-Haus zudem die „reale Seifensiedergerechtigkeit“. Die Hausbesitzer betrieben neben dem Bierausschank und einer Branntweinbrennerei auch die Produktion von Seifen und Stearinkerzen. Seifen wurden aus Rinder-, Schweine- und Schaffett hergestellt und aus einer Lauge, die der Seifensieder mittels Hartholzasche gewann.
In den 1830er Jahren hatte Josef Pfeffer, ein Schneiderssohn aus dem Haus der heutigen Metz-gerei Graf, beim Kötztinger Seifensieder Wolfgang Mang gelernt. Anschließend ging er auf die Wanderschaft. Nachdem er 1845 in Regensburg die Meisterprüfung abgelegt hatte, wollte er sich im Kötztinger Vaterhaus selbständig machen. Doch der Marktrat versagte ihm die „personale Seifensieder-Konzession“. Ein Seifensieder sei genug. Auch ein zweiter Anlauf zwei Jahre später schlug fehl, obwohl Pfeffer bei der Regierung von Niederbayern Berufung einlegte. Schließlich erreichte er doch noch sein Ziel – 1849 konnte er das Mang’sche Anwesen mit allen darauf ru-henden Rechten käuflich erwerben.
 
 

Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
 1686  Dengscherz Mathias, Bäcker
 19. 9. 1700 Dengscherz Hans, Maurermeister, Rat, Cammerer
 3. 8. 1735 Obermayr Andreas (Neukirchen b. Hl. Blut, Heirat: Maria Magda-   lena Dengscherz)
 1745 Dreger Barbara
 25. 6. 1746 Mayr Johannes (Kolmberg, Heirat: 11. 7. 1746 Anna Barbara Dre-   ger)
 3. 1. 1772 Mayr Ignaz, Seifensieder (Übernahme)
 12. 8. 1802 Mayr Ignaz, Seifensieder (Übernahme)
 um 1810 Dachs Theres
 17. 1. 1816 Mang Wolfgang, Seifensieder
 29. 9. 1832 Mang Wolfgang, Seifensieder (Übernahme)
 9. 11. 1849 Pfeffer Josef, Seifensieder (Kauf)

                                                                                       Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
 


 
 
 

PLNR 126

                                        März

                                    Kötztinger Häusergeschichte

                                        Zigan (Marktstraße 13)

 

 
 
 

Küfer, Binder, Schäffler
Es war die Handwerkerzeile im alten Kötzting, die linke Seite der unteren Marktstraße (Rich-tung Altes Rathaus): die Naglschmiede in der Nachbarschaft des Spitals, dann die Drunkenbolz-schmiede, anschließend eine Schusterei (heute Sonnenapotheke) und dicht darangebaut die Binde-rei, die ein gutes Jahrhundert lang im Besitz der Dirnberger war. Für Schaffe, Fässer und ähnliche Gebinde aus Holz bestand früher eine lebhafte Nachfrage. Besonders die ca. 50 Brauberechtigten im Markt hatten einen großen Bedarf an Bierfässern.
Als erster Binder im Haus an der unteren Marktstraße läßt sich Andreas Wanninger nachwei-sen. Er war kaum ein Jahr verehelicht, als er im Mai 1720 starb. Schon zwei Monate später hei-ratete die Witwe Maria mit ausdrücklicher Billigung der Verwandtschaft ihres verstorbenen Man-nes den Kötztinger Kufnerssohn Josef Dirnberger. Gründe für die überstürzte Heirat waren offen-sichtlich die Schwangerschaft der jungen Witwe und wirtschaftliche Schwierigkeiten. Auf dem Haus, das nach dem großen Marktbrand von 1717 gerade aufgebaut war, lasteten Schulden.
Von da an war der Name Dirnberger fest mit dem Haus verbunden, bis ein Nachfahre gleichen Namens im 19. Jahrhundert den Hausnamen in die Rathausgasse mitnahm und auf das Anwesen übertrug, das wir als Dirnberger-Haus kennen und das im letzten Jahr einem Neubau weichen mußte. Der Hergang stellt sich so dar: 1840 starb Josef Dirnberger mit 39 Jahren. Sein Sohn, ebenfalls ein Josef, war 9 Jahre alt, als er einen Stiefvater, Wolfgang Kuchel, bekam. Der nahm Josef nach seiner Schulzeit in die Lehre, übergab ihm aber die Werkstatt nicht. Nach Wander-schaft und Meisterprüfung kaufte Josef Dirnberger 1862 das Anwesen in der Rathausgasse und die Binderkonzession der Witwe Anna Schaffner und eröffnete eine eigene Kufnerwerkstatt.
 

Folgende Hausbesitzer und Daten kann der Arbeitskreis Heimatforschung archivalisch nach-weisen:
  25. 10. 1683  Wanninger Thoma (Heirat: Barbara Widtmannin)
 um 1694 Wanninger Thoma, Scharwerker, Melber
 1717 Haus abgebrannt
 31. 7. 1719 Wanninger Andreas, Kufner (Heirat: Maria Sazenhofer, Linden)
 6. 7. 1720 Dirnberger Josef, Kufner (Heirat: Witwe Maria Wanninger)
  12. 10. 1746  2. Ehe mit Christina Hofweber, Wallersbach
 26. 1. 1764 Dirnberger Josef, Kufner, Übernahme (Heirat 20. 2. 1764: Anna Maria   Gulder)
 25. 5. 1776 Kagermeier Mathias, Kufner, Übernahme (Heirat 11. 6. 1776: Witwe    Anna Maria Dirnberger)
 23. 11. 1791 Dirnberger Josef, Kufner, Übernahme (+ 8. 3. 1821, 55 Jahre)
 8. 3. 1821 Dirnberger Katharina (+ 29. 10. 1822, 51 Jahre)
 16. 5. 1823 Dirnberger Josef, Kufner, Übernahme (+ 19. 10. 1839, 39 Jahre)
 19. 10. 1839 Anna Maria Dirnberger, geb. Dimpfl
 17. 7. 1841 Kuchel Wolfgang, Kufner, Übernahme (Heirat 27. 6. 1841: Witwe    Anna Maria Dirnberger)
 26. 6. 1866 Kuchler Johann, Kufner, Übernahme (Heirat 19. 11. 1866: Anna Maria   Müller, Thallersdorf)
 1867 Haus abgebrannt

Ludwig Baumann , Clemens Pongratz
 


 
 
 
 

PLNR 125

                                     Januar 1998

                                        Kötztinger Häusergeschichte

                                        Sonnenapotheke (Marktstraße 11)

Schusterei – Schneiderei – Apotheke

Das Haus mit der Giebelseite zur Marktstraße steht seit Jahrhunderten eher im Schatten der großen Bürgerhäuser. Die Grundfläche reicht kaum über die Bebauung hinaus. Die alte Klassifi-zierung wertete es als ein „Leerhaus“ – ohne landwirtschaftlichen Grundbesitz. Es lag kein Brau-recht auf dem Anwesen wie auf den Marktlehen und Sölden, und die Hausväter spielten in der bürgerlichen Selbstverwaltung eine untergeordnete Rolle. Die Geschäftslage aber war gut. Und schon zu der Zeit, in die die schriftlichen Quellen zurückreichen, bis weit herauf ins 19. Jahrhun-dert übten Schuhmacher da ihr Handwerk aus. Das Haus war mit der „realen Schustergerechtig-keit“ ausgestattet.
 
 

Der Arbeitskreis Heimatforschung kann z. Zt. folgende Hausbesitzer nachweisen:
 um 1660 Rab Wolf, Schuhmacher
       1673 Rab Jakob, Schuhmacher
       1706 Rab Johann, Schuhmacher
       1759 Löcker Georg, Schuhmacher
 um 1790 Löcker Georg, Schuhmacher
       1809 Löcker Georg, Schuhmacher
       1853 Lecker Johann, Schuhmacher
 um 1870 Lecker Georg, Schuhmacher
 um 1880 Sperl Johann, Schneidermeister
 um 1908 Sperl Georg, Schneidermeister
Unser Stadtarchiv verwahrt eine wertvolle Pergamenturkunde von 1652, mit der die Kurfürstin Maria Anna der Schuhmacherzunft ihre Handwerksordnung neu bestätigte. Nach den umständli-chen Vorschriften für Jahrtag und Beerdigung werden die eigentlichen Zunftregeln aufgelistet. Wollte einer Meister werden, mußte er an einem verschlossenen Ort das Meisterstück (Reitstiefel mit Absatz, Bauernstiefel, „abgesetzte Schuhe mit krummer Naht“, Mannsschuhe, Pantoffel) fer-tigen und eine Gebühr entrichten. Dem Sohn eines Meisters wurde das Meisterstück erlassen, nicht aber die Gebühr. Dasselbe galt für einen Gesellen, der drei Jahre bei einem Meister gearbei-tet hatte und seine Tochter oder Witwe heiratete. Der Wochenlohn für einen Schuhknecht (Ge-sellen) betrug 15 Kreuzer. Dafür mußte er aber am Tag fünf Paar Schuhe fertigen. Als Lehrlinge durften nur ehelich Geborene aufgenommen werden. Der Meister hatte die Lehrlinge in Zucht zu halten, zu guten Sitten zu erziehen, an den Feiertagen zum Gottesdienstbesuch anzuhalten und zur Kinderlehr (Religionsunterricht) zu schicken. Zur Weiterbildung waren nach der Lehrzeit drei Jahre Wanderschaft vorgeschrieben.
Nach Einführung der Gewerbefreiheit übten im Haus die aus Lam zugezogenen Sperl das Schneiderhandwerk aus. Am 1. Januar 1952 wurde die Sonnenapotheke eröffnet.
                                                                                                                  Ludwig Baumann , Clemens Pongratz
In diesem Haus wurde schon vor über 100 Jahren gegen die Krank-heit gekämpft. Damals bedienten sich „Heilkundige“ noch aber-gläubischer Zaubermittel. Im Besitz der Schneiderfamilie Sperl war 1887 dieses Heftchen mit „Besegnungsformeln“, ein Beispiel:
 Das Mittel die Gwächs (zu) vertreiben
 Ich beschwöre dich du wildes
 Fleisch oder wildes Bein im
 Namen der Heiligen Drei-
 faltigkeit und ich vertreibe
 dich in aller höchster Namen
 Jesus.


 
 
 
 
 

PLNR 124

                                     Februar 1998

                                        Kötztinger Häusergeschichte

                                        Drunkenbolz (Marktstraße 9)

Schmiede am Badbrunnen
Die Kötztinger Schmieden sind so alt wie der Markt. Die Schmiedegerechtigkeit, das Recht auf Ausübung des Handwerks, lag auf dem Anwesen. Nur drei Häuser im Markt hatten das Huf-schmiede-recht: am oberen Tor, in der Metzstraße, beim Badbrunnen. Wer eines dieser Häuser erbte, kaufte, pachtete oder erheiratete, konnte nach dem Zunftrecht eine Schmiedstatt betreiben.
Am 25. Juni 1744 heiratete der ledige Huf- und Waffenschmiedknecht Franz Drunkenpolz, Bürgerssohn von Viechtach, die „hinterlassene Tochter“ des Kötztinger Schmieds Caspar Daller. Da ihm mit dieser Heirat auch das Haus am Badbrunnen mit der Schmiede zufiel, wurde er „auf sein beschehenes gehorsames Bitten für einen Bürger an- und aufgenommen“. Als Gegenleistung hatte er 10½ Gulden zu zahlen (Wert eines Kalbes), einen „Feuereimer“ im Rathaus abzugeben und „all bürgerlichen Gehorsam zu leisten“. Einem Viechtacher also verdankt das traditionsreiche Anwesen seinen Hausnamen!
Mit dem „Söldenrecht“ auf dem Haus war ein weiteres Privileg verbunden. Der Hausbesitzer durfte im Kommunbräuhaus eine halbe Sud Bier pro Jahr sieden, das waren etwa 10 Hektoliter. Damit hatte er zwar geringere Rechte als die „Großen“, die Marktlehner, die in unbeschränkter Höhe brauen durften, aber in der Marktpolitik mischten die Schmiede am Badbrunnen schon wak-ker als Räte mit.
 

Folgende Besitzerliste und Daten zur Hausgeschichte kann der Arbeitskreis Heimatforschung archivalisch nachweisen:
 um 1445 Smyd Jorg
 um 1462 Gilg
 um 1628 Eisenreich Michael, Hufschmied
 um 1637 Billich Hans
 5. 9. 1643 Thaller Balthasar, Hufschmied (Heirat: Klugin Magdalena)
 um 1660 Taller Magdalena, Witwe
 26. 11. 1673 Thaller Hans, Hufschmied (Heirat: Zollnerin Magdalena, Viechtach)
  2. Ehe mit Schwarzin Maria (13. 6. 1704)
  3. Ehe mit Glasnerin Susanne (8. 7. 1710)
 um 1707 Schamberger Lorenz, Hufschmied hat die Schmiedstatt in Pacht
 1717 Haus abgebrannt
 Dez. 1718 Daller Caspar, Huf- und Waffenschmied (Übernahme)
 25. 6. 1744 Drunckhenbolz Franz, Huf- und Waffenschmied, Viechtach
  (Heirat: Taller Anna Maria)
 1762 Haus abgebrannt
 6. 10. 1768 Trunkenpolz Johannes Michael, Hufschmied (Übergabe)
 19. 7. 1790 Trunkenpolz Johann, Hufschmied (Übergabe)
 7. 2. 1825 Trunkenbolz Michael, Hufschmied (Heirat: Dimpfl Katharina)
 1828 Haus mit Riegelwänden aufgestockt
 16. 1. 1866 Trunkenpolz Michael, Hufschmied (Heirat: Stoiber Maria)
  2. Ehe mit Haimerl Anna, Grafenwiesen (7. 1. 1867)
 1867 Haus abgebrannt                                                         Ludwig Baumann , Clemens Pongratz