Die Häuser AltkötztingsListe erstellt vom Arbeitskreis Heimatforschung in Kötzting |
PLNR 100 |
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
1638 Georg Pölsterl,
Schuhmacher, Besitzer des Baderhauses
1674 Dupps Andre, Badermeister
1690 Hintersteiner Ander,
Bader, Wundarzt, Chirurg und Schützenmeister
4. 1. 1712 Fischer Hans Augustin, Bader und Wundarzt, Kammerer
2. 1. 1749 Fischer Josef, Badergesell
Damit Fischer Josef auf die Wanderschaft gehen kann, wird
die Ba- dergerechtigkeit auf zwei Jahre verpachtet an Samson Johann
Georg, kunstfertiger Feldscherer vom kurfürstl. Fuggerschen
Dragonerre- giment (24. 1. 1753: Heirat Fischer Josef, Wundarzt,
und Regina)
20.12.1779 Kalser Josef Anton, Medicus
21.2.1780 Windorfer Johann Georg, Bader, Chirurg (Heirat:
Kalser Margaretha, Baderstochter)
1.10.1817 Müller Xaver, Advokat
30.12.1841 Badergerechtigkeit wird an Johann Robl (Marktstr.
14) verkauft
25. 1.1853 Müller Wilhelm
19. 1.1858 Stoiber Johann
Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
PLNR 101 |
Es ist ein altes Handwerkerhaus. Die Liste der Besitzer vom 17.
bis herauf ins 19. Jahrhundert weist nur Schuhmacher und Schneider aus.
Einer von ihnen, Hans Pölsterl – er lebte und arbeitete vor 300 Jahren
im Haus -– muß im Markt besonderes Ansehen genossen haben. Als Mitglied
des „äu-ßeren Rats“ reiste er einige Male nach Landshut und
München, um für die Bürgerschaft einen Steu-ererlaß
wegen eines hohen Unwetterschadens auszuhandeln.
Ansehen brachte ihm ein zweites Amt: Er war Schützenmeister. Die
Schützen waren hochge-schätzt im alten Kötzting. Den ältesten
noch erhaltenen Marktrechnungen entnehmen wir, daß ihnen während
der Fronleichnamsprozession ein Ehrenplatz beim Allerheiligsten zustand.
Das Pulver zum Salutschießen – 1637 waren es vier Pfund – wurde ihnen
aus der Marktkasse vergütet.
1661ordnete ein kurfürstlicher Erlaß an, daß in den
bayerischen Märkten das Zielschießen beson-ders energisch und
eifrig zu üben war. Hintergrund: die wehrhafte Bürgerschaft sollte
für den Ver-teidigungsfall gerüstet und ausgebildet sein. Als
Motivation wurde auf Staatskosten ein jährlicher „Schützenvortl“
(Siegerpreis) gewährt. Und auch die Marktverwaltungen wurden angewiesen,
einen solchen Vortl auszuzahlen. Für Kötzting läßt
er sich 1672 zum erstenmal nachweisen.
Von 1675 bis 1685 holte ihn unser Anwesenbesitzer und Schützenmeister
Hans Pölsterl von der Marktkasse ab. Es handelte sich regelmäßig
um die Summe von 3 ½ Gulden. Das war der Gegen-wert für 70
Maß Bier, und ein Handlanger mußte für dieses Geld 17
½ Tage arbeiten. Der Schuhma-cher, Rat und Schützenmeister
Pölsterl leitete die Ausbildung der Jungbürger im Schießen,
organi-sierte die Preisschießen, zahlte die Preisgelder („Vortl“)
aus und trug Sorge für die Schießstatt. Die stand seinerzeit
auf dem heutigen Parkplatz zum Hallen- und Freibad.
1805 wurde die Auszahlung des „Schützenvortls“ aus den Staats-
und Kommunalgeldern durch „allerhöchste Verordnung“ aufgehoben.
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
1637 Pölsterl Georg, Schuhmacher (+ 4. 4. 1674)
1675 Pölsterl Hans, Schuhmacher, Äußerer Rat,
Schützenmeister
(+ 17. 3. 1704, am gleichen Tag verstarb eines seiner Kinder)
11. 9. 1704 Pölsterl Hans Georg, Schuhmacher (+ 1. 9. 1721)
9. 10. 1721 Höck Hans Georg, Schneider, Hochzeitsprokurator,
und Magdalena
28. 11. 1737 Pfeffer Johann Josef, Schneider, und Maria Elisabeth
Höck
4. 1. 1779 Pfeffer Mathias, Schneider
2. 1. 1812 Pfeffer Josef, Schneidermeister
1843 Sperl Johann
Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
PLNR 102 |
Etwa hundert Jahre lang klapperten im heutigen Lieblhaus die Webstühle.
Die Zeug- und Leine-weber verarbeiteten Schafwolle und den aus dem heimischen
Flachs gewonnenen Leinenfaden zu Tuch und Leinwand.
Besonders die Leinenerzeugung galt im Bayerischen Wald bis zur Mitte
des 19. Jahrhunderts als ergiebige Einnahmequelle. Sie verlangte aber einen
hohen und wiederholten Arbeitseinsatz. Der auf unseren Feldern angebaute
Flachs wurde nach der Reife der Samenkapseln mit der Wurzel ausgeris-sen.
In der Scheune trennte man auf eisernen Riffelkämmen die Kapslen von
den Stengeln. Anschlie-ßend wurden die geriffelten Flachshalme auf
einem abgeernteten Feld zum Rösten ausgelegt. Danach brachte man den
Flachs in Bündeln zum Brechhaus, wo er in „Backöfen“ gedörrt,
mit „Pluischlegeln“ geschlagen und mit der „Breche“ bearbeitet wurde. Dadurch
lösten sich die holzigen Stengel von den feinen Fasern. Mit dem „Schwingholz“,
einem halbmeterlangen Holzschwert, wurden die Stengelre-ste weggeklopft.
Auf dem „Hachelstuhl“ wurden die Flachsfasern durch ein Stachelbrett gezogen,
um die groben und kurzen Wergfasern abzustreifen. Die Spinnerinnen hängten
die feinen Fasern in „Rupfen“ am Spinnrocken auf und spannen den Flachs
zu feinem Zwirn.
Dieses Garn verarbeitete der Weber, in unserem Fall die Wurmb, Neumeier
und Hartl, zu Lein-wand. Die wurde, um sie blütenweiß zu bekommen,
in Holzlauge gekocht und gestampft und endlich auf dem „Bleichanger“ unter
wiederholtem Besprengen mit Wasser und mit Hilfe der Sonne ge-bleicht.
1838 löste der Kötztinger Magistrat die auf dem heutigen Lieblhaus
ruhende „Webergerechtigkeit“ (Recht, die Weberei als Handwerk zu betreiben)
auf.
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
1606 Poll Martin, Schreiner
1636 Poll Hans, Schreiner
1653 Poll Brigitta, Schreinerswitwe
1660 Kettersdorfer Georg, Schreiner
1744 Wurmb Adam, Zeug- und Leineweber
6. 11. 1751 Gusterer Hans Georg, Maurergeselle, und Barbara geb. Wurmb
vor 1764 Gusterer Magdalena
24. 7. 1764 Neumeier Hans Georg, Leineweber (20. 6. 1765 Heirat: Jobst
Marga- retha)
3. 12. 1788 Hartl Max, Webermeister (20. 8. 1788 Heirat: Neumeier Genoveva)
3. 11. 1791 Hartl Johann Georg, Weber
vor 1821 Rabl Georg
7. 2. 1821 Dreger Elisabeth
19. 11. 1845 Ring Katharina
21. 4. 1852 Dengscherz Wilhelm
14. 12. 1857 Irrgang Georg
Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
PLNR 103 |
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
vor 1621 Mielinger Elisabeth
1621 Hauser Georg, Maurermeister
1650 Mayr Stephan, Fragner (Gemischtwarenhändler)
5. 3. 1651 Kürchmayr Wolf, Schneider
1655 Rädlinger Martin, Marktdiener und Gerichtsbote
8. 6. 1667 Türank Leonhard, Kramhandler aus dem Welschland
(Italien)
1704 Löcker Hans Georg
1799 Mang Wolfgang, Zeug- und Leineweber
vor 1824 Dachs Thomas
12. 6. 1824 Denk Josef, Thürmer und Marktmusikant, und Maria
Anna geb.
Schaffner, Kufnerstochter
26. 1. 1857 Denk Josef jun., Musikant
Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
PLNR 104 |
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
1636 Miller Mathias, Schuhmacher und Zöllner
1697 Löcker Georg, Schneider
24. 10. 1743 Löcker Sebastian, Schneidermeister
30. 8. 1773 Fischer Bernhard, Glasermeister (30. 8. 1773 erste Ehe
mit Löcker
Regina; 14. 6. 1790 zweite Ehe mit Greil Elisabeth, Bäckerstochter
aus Blaibach)
16. 5. 1794 Fischer Ander, Glaser (Anwesen mit Glasergerechtigkeit
um 1197
Gulden übernommen)
31. 7. 1834 Fischer Barbara
23. 4. 1841 Fischer Josef, Glaser und Zinngießer (Anwesen mit
realer Glaserge-
rechtigkeit und personellem Zinngießer-Gewerb um 2226 Gulden
übernommen)
Frühjahr 1841 Fischer Franziska, Witwe, geborene Dreger
11. 7. 1850 Süß Johann, Lehrerssohn und Glaser von
Herzogauerhütte (erwirbt
durch Ehelichung der Franziska Fischer das Anwesen mit realer Gla-
sergerechtigkeit und personeller Zinngießer-Conzession)
Ludwig Baumann, Clemens Pongratz
PLNR 105 |
Der Arbeitskreis Heimatforschung konnte folgende Hausbesitzer ermitteln:
1635 Pürckl Hans, Gastgeber und Pflasterzöllner
1671 Meister Hans Georg, Schneider
1688 Österreicher Wolf Georg, Riemer
1693 Mayer Hans Georg, Schuhmacher und Pflasterzöllner (1706-1723)
1724 Mayer Margaretha, Witwe
9. 12. 1724 Mayer Johann Michael, Pflasterzolleinnehmer (1730-1764)
14. 1. 1765 Mayer Josef, Schuhmacher
31. 3. 1784 Piendl Franz Paul, Schuhmacher
1821 Hofbauer Johann (11. 3. 1830 Lohnrössler-Konzession erhalten)
31. 7. 1834 Hofbauer Johann jun., Bräu und Gastgeber
Die Inschrift auf der Giebelseite unseres alten Rathauses preist den
bayerischen Kurfürsten Max III. Joseph als den Erneuerer der Kötztinger
Marktrechte. Dieser Bayernfürst hatte ein schweres Erbe angetre-ten.
Sein Vater hatte mit dem Griff zur Kaiserkrone unser Land in den Österreichischen
Erbfolgekrieg gestürzt. Die Hinterlassenschaft waren Not und Elend
der Untertanen und die horrende Staatsschuld von 32 Millionen Gulden. Mit
Sparmaßnahmen war da nicht zu helfen.
Was tut der Staat, wenn er Geld braucht? Er zieht die Steuerschraube
an. Neben diesem altbewährten Rezept entdeckte man im Jahre 1760 eine
weitere Geldquelle: den Spieltrieb des „gemeinen Mannes“ – der Terminus
will nicht moralisch abwerten, er meint den „Normalbürger“. Also rief
die Regierung in Bayern eine Lotterie ins Leben. Ein weiterer Grund
für diese neue Einrichtung war die Tatsache, dass „viele unseres Churfürstenthums
Inwohner“ in ausländischen, besonders in böhmischen Lotterien
spiel-ten – kaum zu glauben, welche Parallelen die Geschichte von Zeit
zu Zeit in die Welt setzt! Diesen Geld-strom wollte man ins Land zurückleiten.
Und deshalb richtete man Lottobüros bayernweit ein – auch in Kötzting.
Der Beweis dafür ist ein Bauantrag, den Johann Hofbauer, Besitzer
des heutigen Greinerhauses, 1821 bei der Marktverwaltung einreichte (Stadtarchiv
XI/66). Es ging um die Vergrößerung und Modernisie-rung des
Hauses. Im Titel des sauber gezeichneten Plans gibt der Planfertiger den
Beruf des Bauherrn mit „Loterie Collecter“ an. Im Hofbauerhaus wurden von
den Bewohnern eines weiten Einzugbereichs die Lotterieeinsätze einbezahlt
und die Gewinne ausgeschüttet. Kein Zweifel – eine Kötztinger
Spielbank anno 1821!
Eine „Gebrauchsanleitung“, wie mit Leuten zu verfahren ist, die trotz
der Eröffnung unserer Spielbank immer noch ihr Geld über die
Grenze nach Tschechien tragen, finden wir ebenfalls im Stadtarchiv (Signa-tur
V/8):
Im März 1836 musste der Amtsdiener folgende Bekanntmachung im
Markt ausläutend verkünden: „Das Spiel in auswärtigen Lotterien
bleibt jedermann verboten. Auf die Übertretung dieses Verbots wur-den
folgende Strafen gesetzt: Derjenige, welcher schuldig befunden wird, in
einer ausländischen Lotterie gspielt zu haben, wird mit 25 fl oder,
wenn er wegen Dürftigkeit diese Geldstrafe nicht bezahlen kann, mit
achttägigem Gefängnisse bestraft.“ Für 25 Gulden konnte
man eine Kuh kaufen oder, wer lieber in Bier rechnet, 375 Maß trinken.
Und der Gemeindediener fügte, nachdem er seinen Auftrag erledigt
hatte, auf dem Verkündzettel un-ten mit holperigem Gänsekiel,
wässeriger Tinte und selbsterfundener Rechtschreibreform an: „Dises
ist Peukannt gmacht inn der ganzen Gemeinte, Drickl Amtsdiener.“
Ludwig Baumann